Öffnen
Ich berühre dich nicht nur einfach mit meiner Hand, ich berühre dich mit
meinem ganzen Sein. Dann bin ich offen und du kannst dich öffnen. Wenn du
dich öffnen kannst, dann berühre ich dich in deinem ganzen Sein, dann öffnet
sich dein Geist der neuen Erfahrung und deine Seele kann wachsen und
schauen, was sie davon behalten will.
Sein Herz, seine Seele, einer Erfahrung oder einem Menschen zu öffnen, setzt
Vertrauen voraus, besonders das Vertrauen in dich selber. Mut, etwas zu wagen
und zu erforschen. Auf dieser Ebene kann tiefe Begegnung stattfinden, selbst
unter Fremden, die sich nur kurz begegnen. Auf dieser Ebenen kann auch
Liebe stattfinden, die sich ein Leben lang immer wieder neu öffnet und
begegnet.
Den Geist zu öffnen scheint auf den ersten Blick leichter zu sein, dann es ist ja
nur unser Kopf, unser Verstand, oder?? Aber der Geist ist mehr als unsere
Logik und unser Sachwissen. Wir machen uns ein Bild von der Welt und
Konzepte nach denen wir leben. Sie sind unser Rahmen, sie helfen uns die
Richtung zu finden, eine Orientierung im Leben zu haben. Wir lernen die
Konzepte als Kind oder machen sie uns später selber, aber wir sind nur ungern
dazu bereit sie aufzugeben, ja sie auch nur in Frage zu stellen. Dann das würde
ein Verlust an Sicherheit und Orientierung bedeuten.
Was sind Sie bereit in Frage zu stellen und was nicht?
Es gibt Erfahrungen, die sind so tief, so anders, dass uns danach nichts anderes
mehr übrig bleibt, als unsere Konzepte und unser Wissen in Frage zu stellen.
Es gibt aber auch die Möglichkeit sich immer wieder bewusst in Situationen zu
begeben oder Dingen auszusetzen, die uns die Möglichkeit geben unsere
Grenzen zu erweitern und unserer Konzepte auszudehnen, neue daneben zu
stellen und frei zu entscheiden, ob wie etwas verändern oder austauschen
wollen, oder ob wir gar in der Lage sind die Dinge ohne feste Struktur zu
betrachten. Wie wäre es, wenn wir nicht mehr sagen, das ist so und das ist so
und es muss immer so sein? Wie sieht ein Baum aus. Wir haben ein Konzept
von einem Baum und in der Regel stimmt das ja in groben Zügen. Aber werden
wir dabei dem Baum gerecht, jenem einmaligen wunderbaren Baum, dem wir
gerade gegenüber stehen. Und was ist mit einem Baum, der überhaupt nicht in
unser Bild passt? Sprechen wir ihm seine Existenz ab, sein Baumsein? So wie
es die ersten Weißen taten, als sie auf andersfarbige Menschen trafen und
sagten, dass sind keine Menschen, denn sie entsprechen nicht unserm Konzept?
Wir brauchen im Alltag unserer Bilder und Konzepte, unseren Rahmen und
unsere Schubladen, damit wir von der Flut der Eindrücke und Anforderungen
nicht überfordert werden. Aber vielleicht tut es ganz gut, von Zeit zu Zeit
einmal mit anderen Augen zu schauen, das Herz zu öffnen und den Geist und
unvoreingenommen dem zu lauschen was wir vorfinden.
Nur so ein Gedanke